Eigentlich hatte das EU-Parlament die Abschaffung der Roaming-Gebühren innerhalb der EU für Ende 2015 bereits beschlossen. Doch auch nach 2015 bleiben die Roaming-Gebühren wohl bestehen, denn bisher wurde noch endgültiger Termin für die Abschaffung festgelegt.
Keine Abschaffung der Roaming-Gebühr 2015
Anfang April hatte das EU-Parlament und die EU-Kommission die Abschaffung der Roaming-Gebühren beschlossen, ohne jedoch einen genauen Termin zu nennen. Als Termin für die Einstellung der Roaming-Gebühren kursierte laut internen Dokumenten der 15. Dezember 2015. Bisher konnte sich der EU-Ministerrat jedoch noch nicht auf einen Termin festlegen.
Ohne eine Zustimmung der EU-Minister, der einzelnen 28 EU-Länder, können die Roaming-Gebühren nicht endgültig abgeschafft werden. Laut Wirtschaftsstaatssekretär Matthias Machnig wollen die Mitgliedstaaten im kommenden Jahr zunächst Zeit für eine gemeinsame Haltung finden. So rät beispielsweise die Telekomregulierungsbehörde Berec und der Branchenverband BITKOM von einer Abschaffung der Gebühren ab.
Bedenken gibt es seitens der Regulierungsbehörde vor allem aufgrund des unterschiedlichen Konsummusters der EU-Bürger. Der Branchenverband Bitkom befürchtet bei einer endgültigen Abschaffung dagegen Preissteigerungen bei Inlandstelefonaten und bei der Nutzung des mobilen Internets. Damit Geschäftsleute im Ausland billiger Surfen und Telefonieren können, würden dann alle Handynutzer zu Hause zur Kasse gebeten, begründet der Branchenverband seine Haltung.

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Roaming-Gebühren bis 2016?
Seit 2007 sind auf Druck der EU die Roaming-Gebühren um mehr als 80 Prozent gesunken. Zuletzt wurden die Roaming-Gebühren am 1. Juli 2014 gesenkt. Für ankommende Gespräche im EU-Ausland werden maximal nur noch 6 Cent pro Minute berechnet und für abgehende Telefonate 22 Cent. Der Versand einer SMS ist mit 7 Cent meist günstiger als hierzulande. Der Preis für die Nutzung des mobilen Internets hat sich auf 24 Cent mehr als halbiert. Außerdem können Mobilfunkkunden seit dem 1. Juli im Ausland Verträge mit alternativen Roaming-Anbietern abschließen.
Für die EU-Kommission sind die Roaming-Gebühren dennoch weiterhin ein Dorn im Auge, diese verweist auf eine Umfrage unter 28000 Bürgern. Aus Angst vor Kostenfallen beschränken 90 Prozent der Mobilfunkkunden im EU-Ausland die Nutzung des mobilen Internets. Jeder zweite Kunde verzichtet im Ausland grundsätzlich auf das mobile Internet und jeder Vierte schaltet sogar sein Handy ganz ab. So entgeht der Telekommunikationsbranche jährlich ein großes Wachstumspotenzial.
Bislang sind die Bedenken offensichtlich für den EU-Ministerrat groß genug, um eine endgültige Abschaffung der Roaming-Gebühren weiter zu verzögern. Es stellt sich vor allem die Frage, welche Instanz für einen finanziellen Ausgleich unter den Mobilfunkanbietern sorgt. Müssen beispielsweise einheimische Mobilfunkkunden mit teureren Tarifen Urlauber mit billigen Internet-Flatrates subventionieren? Diese und weitere Fragen sind bislang ungeklärt, mit einer Abschaffung der Gebühren ist daher eher Ende 2016 zu rechnen.
Thomas Scheckenbach
Kommentare zu Abschaffung der Roaming-Gebühren doch nicht 2015