Lange Jahre war der finnische Hersteller Nokia die Nummer Eins am Markt und wartete mit zahlreichen Innovationen und Neuheiten auf. Den rechtzeitigen Wechsel auf die immer beliebter werdenden Smartphones hat das Unternehmen jedoch verpasst und musste seine Marktanteile nach und nach an Konkurrenten wie Apple und Samsung abgeben. 2013 wurde die Mobilfunksparte an Microsoft verkauft und verschwand nach und nach vom Markt. Wir zeigen die wichtigsten Meilensteine des ehemaligen Handygiganten und die Schritte in die Bedeutungslosigkeit.
Nokia: Aufstieg zum Handygiganten
Wer glaubt, das erste Smartphone stamme aus dem Hause Apple, liegt falsch. Das erst smarte Mobiltelefon mit Kalender, Internetbrowser und vielfältigen Organizer- und Businessfunktionen stammt von dem finnischen Hersteller Nokia und wurde 1996 auf der Cebit präsentiert. Der Nokia 9000 Communicator wog stolze 500 Gramm und wies eine Standby-Zeit von gerade einmal 24 Stunden auf. Zum Vergleich: Das aktuelle iPhone 6 wiegt leichte 129 Gramm und bleibt bis zu 250 Stunden im Standby aktiv.
Auch preislich war der Communicator kein Leichtgewicht und kostete knapp 3.000 Deutsche Mark, etwa 1.500 Euro. Die Communicator-Reihe begleitete das finnische Unternehmen bis ins Jahr 2011, mit dem Nokia E7 kam zwei Jahre vor dem Verkauf an Microsoft der letzte Communicator auf den Markt.
Die Gründung Nokias geht auf das Jahr 1865 zurück, das Unternehmen firmierte zu Beginn in der Nähe der gleichnamigen westfinnischen Stadt und nahe des Flusses Nokianvirt. In den ersten Jahren wurden Papiererzeugnisse produziert, später auch Gummistiefel, Gummiräder, Radiowecker und Videorekorder. Nachdem Mitte der achtziger Jahre vor allem Autotelefone hergestellt wurden, kam das erste Mobiltelefon der Marke Nokia im Jahr 1987 auf den Markt. Das „Mobira Cityman“ wog stolze 800 Gramm und kostete über 10.000 Deutsche Mark, etwas mehr als 5.000 Euro.
Nokia 8210 aus dem Jahr 1999
Nokia 3210 als erster Kassenschlager
Hierzulande wurde Nokia vor allem durch das knalligbunte 3210 bekannt, welches ab 1999 erhältlich war und dank zahlreicher Wechselschalen individuell auf den Geschmack des Nutzer angepasst werden konnte. Das Gerät verzichtete auf eine externe Antenne und wartete erstmals mit der SMS-Schreibhilfe T9 auf.
In den Jahren zuvor revolutionierte Nokia mehrfach den aufkommenden Handymarkt. Ab 1992 war mit dem Nokia 1011 das erste kommerzielle GSM-Handy erhältlich, welches jedoch lediglich 12 Stunden Standby- und knapp 90 Minuten Gesprächszeit bot. Zwei Jahre später war im Nokia 2110 erstmals der charakteristische Klingelton „Grande Valse“, ab 1998 „Nokia Tune“ genannt, zu hören. 1997 folgte das Nokia 6110, welches auch an den PC angeschlossen und auf dem erstmals der Gamingklassiker Snake gespielt werden konnte.
Im Jahr 1998 stieg Nokia zum weltweiten Marktführer des Handymarktes auf und behauptet sich in dieser Position bis 2011. Dazwischen kamen mit dem Nokia 7110 das erste WAP-Handy (1999) und mit dem Nokia 7650 das erste Kamerahandy auf den europäischen Markt. Das 2002 veröffentlichte 7650 bot 0,3 Megapixel, die notwendige Technik war im Gerät integriert und musste nicht – wie bei einigen Vorgänger-Modellen – als Zubehör nachgekauft und aufgesteckt werden.
Der Smartphone-Boom bringt die Wende
Als 2007 das erste Apple iPhone auf den Markt kam, läutet der bis Dato im Mobilfunkbereich unbekannte Hersteller aus dem kalifornischen Cupertino eine Marktveränderung ein. Obwohl Nokia weiterhin im Bereich klassischer Handys Erfolge einfuhr, verschlief das Unternehmen den Wechsel auf die neue Technologie und versuchte lange Zeit, dem Trend moderner Smartphones mit Gestensteuerung mit den hauseigenen Möglichkeiten zu begegnen.
Das Ergebnis war im Jahr 2008 das Nokia 5800 Xpress Music, welches zwar eine vollständige Touchsteuerung bot, sich im Vergleich zum flüssig laufenden iPhone jedoch nur schwergängig und hakelig bedienen ließ. Durch die Anpassung der für Tastaturgeräte entwickelten S60-Plattform waren die Menüs verschachtelt, kompliziert und zum Teil für eine Touch-Bedienung unlogisch aufgebaut. Der mitgelieferte Stift sollte die Präzession verbessern, zeigte jedoch die Mängel noch deutlicher auf. Auch die Nachfolgemodelle blieben hinter dem iPhone zurück und kosteten Nokia wichtige Marktanteile im Smartphone-Segment.
Weiter in Bedrängnis geriet das Unternehmen durch den Marktstart des ersten Android-Gerätes HTC Dream, hierzulande ab 2009 von T-Mobile als G1 verkauft. Android verbreitete sich sehr schnell und kam bei immer mehr Herstellern in allen Preiskategorien zum Einsatz. Nokia schaffte es lange Zeit nicht, ein vergleichbares Gerät mit einfacher, intuitiver Oberfläche auf den Markt zu bringen und büßte binnen weniger Jahre große Teile der ehemaligen Marktmacht ein.
Von Windows Phone bis zur Microsoft-Übernahme
Erst im Jahr 2011 gab Nokia das mühselige Umprogrammieren an Symbian und S60 auf und erklärte, die hauseigenen Smartphones ab sofort mit dem Microsoft-Betriebssystem Windows Phone vermarkten zu wollen. Nokia steuerte dafür die Technik und den erfolgreichen hauseigenen Kartendient bei, Microsoft stellte ein für Touchscreens optimiertes Betriebssystem mit einfacher Optik und Bauweise bereit. Der Abstand zu Apple und den anderen erstarkten Herstellern Samsung, Sony Ericsson und LG war durch die Kooperation jedoch nicht mehr aufzuholen.
Die ersten gemeinsamen Geräte der Nokia Lumia-Reihe kamen ab Herbst 2011 auf den Markt, lagen jedoch großteils wie Blei in den Regalen. Der von Nokia erhoffte Erfolg blieb aus, die Kunden hatten die ehemals führende Marke aus den Augen verloren und fanden nur schwer zu ihr zurück. Das letzte große Aufbegehren war 2013 zu hören, als Microsoft erklärte, das ehemals starke Mobilfunkgeschäft Nokias übernehmen und in das eigene Unternehmen integrieren zu wollen. Der Deal ging final im April 2014 über die Bühne und kostete Microsoft knapp 5,5 Milliarden Euro. Nokia blieb zwar bestehen, betätigt sich seitdem jedoch als Netzwerkspezialist.
Nokia Lumia 635 aus dem Jahr 2014
In der ersten Zeit vermarktete Microsoft die hauseigenen Geräte weiter unter dem noch immer bekannten Namen Nokia, stampfte die Marke jedoch immer weiter ein. Das endgültige Aus ereilte die Nokia-Mobiltelefone im Oktober 2014. Aus Nokia Lumia wurde ein einheitliche Microsoft Lumia, unter dem Markennamen werden die Mobiltelefone auch heute noch vertrieben. Nokia ist seitdem Geschichte und aus dem Mobilfunkmarkt verschwunden.
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4 Kommentare zu Nokia: Vom Marktführer in die Bedeutungslosigkeit