In Dutzenden Talkshows hat sie sich für ihren Berufsstand eingesetzt: Domenica Niehoff, Deutschlands bekannteste Prostituierte. Nach Informationen aus ihrem engsten Freundeskreis ist die 63-Jährige heute Morgen im Hamburger Krankenhaus Altona an einem Lungenleiden gestorben.
Domenica lag bereits seit dem vergangenen Freitag mit schweren Kreislaufproblemen auf der Intensivstation. Sie war unter anderem schwer zuckerkrank. Die gebürtige Kölnerin arbeitete früher als Prostituierte in Hamburg und München und besaß einen eigenen Laden in der Herbertstraße auf St. Pauli. Sie outete sich vor Jahrzehnten und wurde dadurch zum Medienstar.
Vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren wurde sie bundesweit bekannt, weil sie sich für die Rechte der Prostituierten einsetzte. Seit den 1990er- Jahren engagierte sie sich verstärkt für soziale Projekte. In einem ihrer letzten Interviews, das sie WELT ONLINE gab, sagte sie im Sommer vergangenen Jahres: „Ich habe erreicht, dass mehr über Prostitution geredet wird. Dass nicht mehr so darüber getuschelt wird. Dass sich Mädels trauen zu sagen: Ich war im Milieu , aber ich will jetzt aussteigen. Wer dagegen früher hier gelandet war, der kam nicht wieder raus."
1979 hatte Domenica dem Online-Lexikon Wikipedia zufolge deutschlandweit Bekanntheit erlangt und avancierte später durch zahlreiche Medienauftritte zum gefragten Medienstar und zur prominentesten Prostituierten Deutschlands. In TV-Talkshows sei sie als Vorkämpferin für die Rechte von Prostituierten, die Anerkennung und die Legalisierung des Berufsstands der Prostituierten aufgetreten.
Als bekannte Prostituierte sei sie zudem in Kontakt mit Prominenten aus Kunst und Kultur gekommen und habe ihnen als Muse gedient, heißt es bei Wikipedia weiter. Die Popgruppe Trio bildete auf dem Plattencover der Single „Bum Bum“ nichts weiter als das tief ausgeschnittene Dekolleté der Hamburger Prostituierten ab. Auf den Brüsten stehen - mit Lippenstift gezeichnet - die beiden Worte „Bum“ und „Bum“.
Der Schriftsteller Wolf Wondratschek habe ihr Gedichte gewidmet, heißt es. Niehoff sei zudem in mehreren Filmen aufgetreten, unter anderem "Messalina – Kaiserin und Hure" (1980) oder "Taxi nach Kairo" (1987).
1990 beendete sie – im Alter von 45 Jahren – ihre Tätigkeit als Prostituierte und arbeitete verstärkt in sozialen Projekten. Im Jahr 1991 gehörte Niehoff zu den Gründerinnen des Prostituierten-Hilfsprojektes Ragazza e. V. im Hamburger Stadtteil St. Georg. Als Sozialarbeiterin betreute junge drogensüchtige Mädchen und Frauen, die ihre Sucht durch Prostitution finanzierten und aus der Prostitution aussteigen wollten.